Wie die Organisation des Verbandes zu einer starken Verengung führt

Organisierte Kurzhaarigkeit

Abgesagte Zuchtschauen, fehlende Resonanz bei Events, Unstimmigkeiten mit den nordamerikanischen Zuchtverbänden: die organisierte Zucht der Deutsch Kurzhaar stand schon einmal besser da. An den Hunden liegt es sicher nicht – eher an Scheuklappenhaltung und Wagenburgmentalität der Verbandsfunktionäre.
09.07.2025

Vereine kranken immer wieder an zu viel Ehrgeiz einzelner und zu wenig Beteiligung vieler. Das ist bei Deutsch-Kurzhaar nicht anders – hat in den vergangenen beiden Jahren aber massiv zugenommen. Dies führt zu einer immer stärkeren Selbstbezogenheit der Funktionäre und der wenigen aktiven Mitglieder – und einer Abschottung gegenüber den normalen Mitgliedern.

Sichtbar wird dies etwa in den Protokollen der erweiterten Vorstandssitzung oder der Jahreshauptversammlung. Dort werden immer wieder mangelnde Unterstützung, geringe Beteiligung oder fehlender Wille beklagt – etwa bei der Teilnahme an der Zuchtwartschulung oder der Bereitschaft der Vereine, Richter für Prüfungen abzustellen. Es macht sich eine Wagenburgmentalität breit – nach innen gegenüber den Mitgliedern wie nach außen gegenüber der als jagdfeindlich empfundenen Gesellschaft.

Abgesagte Zuchtschauen oder auch schwach besetze Prüfungen zeigen, dass sich normale Deutsch Kurzhaar-Führer den ausufernden Regularien immer weniger aussetzen wollen. Und dies ist eine Gefahr für die Entwicklung der Rasse Deutsch Kurzhaar. Schon heute wird die Zucht vor allem durch einige wenige Zwinger bestimmt. So kamen 2024 gerade einmal 98 Deckrüden zum Einsatz, die 1.229 Nachkommen zeugten. Bei einer durchschnittlichen Lebenszeit der Hunde von gering gerechnet zehn Jahren liegt der Bestand also bei mehr als 12.000 Hunden, davon etwa hälftig 6.000 Rüden. Und nur 98 kommen als Deckrüden zum Einsatz? Hier besteht bereits eine genetische Verengung – die nicht mehr durch Zuchtauslese zu rechtfertigen ist. Betrachtet über mehrere Jahre ist die Konzentration noch größer, da viele der ausgewählten Deckrüden über mehrere Jahre zum Einsatz kommen.

Ziel sollte es doch sein, den Pool zu vergrößern. Doch das ist nicht gewollt, wie die Querelen um die amerikanischen Hunde zeigen. Und natürlich ist es für den einen oder anderen leichter, mit einer geringeren Zahl von Varianten rechnen zu müssen und eine Bestätigung darin zu finden, dass insbesondere die Hunde aus bestimmten wortgewaltigen Zwingern erfolgreich auf den Prüfungen laufen. Doch hier handelt es sich um selbsterfüllende Prophezeiungen, da schlichtweg immer die gleichen Zwinger immer die gleichen Prüfungen laufen und oft laut dominieren.

Ein Beispiel dafür: Die IKP, Internationale Kurzhaar Prüfung, galt lange als kleine Schwester der Kleemann, als ein Zusammenkommen der Kurzhaarfamilie, bei der sich eine wesentlich breitere Zahl von Hunden zeigen konnte. Die Einführung einer bestandenen VGP als Teilnahmevoraussetzung sorgt dafür, dass die IKP eigentlich nur eine Kleemann in Nicht-Kleemann-Jahren ist – und damit überflüssig. Denn hier das gleiche Bild: dieselben Zwinger, dieselben Hunde, angereichert um ein wenig mehr internationale Teilnehmer. Oder wie Rudi Fisch als DK-Cheffunktionär sagt: „Es ist zwar nun das Bestehen einer VGP als Voraussetzung zur Teilnahme erforderlich, dies ist zweifelsohne eine Erschwerung, dient aber auch wieder unseren Zuchtzielen.“

Es dient Zielen, aber nur wenn diese in Verengung liegen. Erfrischend daher der Beitrag von Hermann-Josef Schomakers auf der Jahreshauptversammlung. Er schlägt vor, die Voraussetzung VGP zu streichen, um aus der IKP eine „Veranstaltung zur Völkerverständigung“ zu machen. Denn das Argument zählt: „Kleine Hundeführer machen keine VGP“, wie es Thomas Jareschewski vom Klub Nordmark formulierte.

So bewegt sich der DK-Verband immer mehr in Richtung einer von einer kleinen Gruppe gleichdenkender Menschen gesteuerten sektiererischen Nische. Angefacht und instrumentalisiert noch von Karl Walch, dem Cheffunktionär des JGHV, der schon seit Jahren eine Wagenburgmentalität gegen alles Andere und Neue entwickelt hat und zu Säuberungen aufruft. So lässt er sich zitieren mit dem Satz: „Wir müssen schauen, dass wir die eigene Bude sauber halten“, auf dem Verbandstag des JGHV 2024 und mit „Wir müssen zusammenstehen“ auf der JHV des DK-Verbandes. Wer anders tickt ist nicht erwünscht.

Es wird so immer enger im Verband, immer polarisierender, immer kleingeistiger. Was war muss bleiben, so das Motto der Verbandsführung. Dabei wäre es für die Verbandsarbeit wichtig, eine Öffnung nach außen anzustreben, sich andere und möglichst abweichende Meinungen in den Verband zu holen, sich inhaltlich mit gesellschaftlichen Themen auseinanderzusetzen. Einen solchen Kopf des Verbandes hätte der Deutsch Kurzhaar verdient.

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